Spielstätte mit Auszeichnung - BDA Preis Bayern 2019
Der Ostflügel der Burg Brattenstein erhielt den "Bayerischen Architekten Oscar"
Einblick und Ausblick — Eine Burg für die Bürger
Röttingen/München. Eine hohe Auszeichnung erhielt die Stadt Röttingen als Bauherr und die Architekten Stefan Schlicht und Christoph Lamprecht für den Neubau des Ostflügels der Burg Brattenstein. Bei einem feierlichen Festakt in der alten Kongresshalle München wurden nach spannenden Minuten die Kuverts mit den Siegern geöffnet. Wie bei einer Oscar Verleihung öffnete der Laudator die Kuverts und dann war es soweit:
Unter der Überschrift „Eine Burg für die Bürger“ prämierten die Bayerischen Architekten und der Verband Bund Deutscher Architekten den neuen Ostflügel mit dem Siegerpreis in der Kategorie „Bauen im Bestand/Denkmal“. 32 Wettbewerbsbeiträge in dieser von 5 Kategorien wurden eingereicht.
Mit der Burg Brattenstein setzten sich die Stadt Röttingen und die Architekten Stefan Schlicht und Christoph Lamprecht schließlich durch. Der „Bayerische Architekten Oscar“ wird alle drei Jahre vergeben und zählt zu den renommierteren Preisen im Bereich der Architektur. Damit ist die Burg auch für den bundesdeutschen Entscheid im Sommer diesen Jahres nominiert.
Stolz nahmen der damalige Bürgermeister Martin Umscheid und die Architekten auf der großen Bühne den Preis in Empfang. Bei seiner kurzen Ansprache bedankte ich Bürgermeister a. D. Umscheid bei den Planern und vor allem beim Freistaat Bayern der das Projekt mit 1.2 Millionen Euro unterstützte. Umscheid an den Schirmherren Staatsminister Dr. Hans Reichhart gerichtet: „ohne die großzügige Unterstützung der Städtebauförderung Bayern würde der neue Ostflügel nicht stehen“. Der Bayerische Bauminister Hans Reichhart lies es sich nehmen den Preisträgern persönlich zu gratulieren und freute sich auf weitere Projekt der Städtebauförderung die der Freistaat Bayern gerne unterstützt. Hans Reichhart hofft auch, dass er noch im Jahr 2019 Röttingen besuchen kann, um sich vor Ort von dem Weg der Revitalisierung des Röttingen Altortes zu überzeugen.
Die Beurteilung der Jury:
Oberhalb von Röttingen klaffte über Jahrzehnte eine Wunde. Der Ostflügel der vierseitig geschlossenen Anlage Burg Brattenstein war im Jahr 1971 eingestürzt. Das Gebäude wurde als Produktionsstätte für die Textilindustrie genutzt und das Unglück hatte unter den Näherinnen mehrere Opfer gefordert. Als Mitte der 1980er-Jahre mit den Frankenfestspielen neues Leben in den Burghof einzog, wurde anstelle des Ostflügels eine provisorische Holzüberdachung für den Zuschauerbereich errichtet. Irgendwann konnte jedoch auch der findigste Statiker das Provisorium nicht mehr als sichere Konstruktion belegen. Ein Neubau musste her. Zudem war es an der Zeit, eine angemessene bauliche Antwort für die in Mitleidenschaft gezogene Burganlage zu finden.
Der nun fertiggestellte Lückenschluss fügt sich respektvoll und doch selbstbewusst in die bestehende Anlage ein. Statt in der Flucht des Bestandsgebäudes den fehlenden Ostflügel zu ergänzen, wurde eine vom Straßenbereich zurückversetzte Stützwand errichtet und so Raum für eine großzügige Freitreppe geschaffen. Die 35 Meter lange und zehn Meter hohe Mauer bildet eine klare Grenze, wird jedoch zugleich von einer überdimensionalen Loggia durchbohrt. Von den Architekten als «Stadtbalkon» bezeichnet, gibt der eingeschobene Kubus den Blick über die Dächer von Röttingen frei. Zur Hofseite schließt sich ein über die gesamte Länge der Stützwand erstreckender Riegel an, der die Zuschauertribüne aufnimmt. Über ein großes Schiebetürelement können Tribünenbereich und Loggia verbunden oder getrennt werden.
Während die Stützmauer in Anlehnung an das Burggebäude mit wiederverwendeten Muschelkalksteinen verblendet wurde, bleibt bei der Treppenanlage der Beton sichtbar. Zuschauerüberdachung und Loggia sind mit Cortenstahl verkleidet, der noch wenig Rost zeigt und schwarzsilbrig in der Sonne glänzt. Ähnlich einer Ritterrüstung entsteht ein wehrhaftes Erscheinungsbild, das die Massivität von Natursteinmauer und Sichtbeton gut ergänzt. Andererseits wirken die große Öffnung und die Freitreppe einladend. Dieses Spiel zwischen geschlossen und offen machen den Anbau zum vermittelnden Element zwischen Burg und Stadt. Das Projekt fand großen Rückhalt in der Bevölkerung. Dies ist nicht nur der Qualität des Entwurfs zu verdanken, sondern verdeutlicht, dass in Röttingen neben baulichen auch emotionale Wunden zu schließen waren.
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